Die erste museale Einzelausstellung von Caroline Achaintre (* 1969, lebt in London) in Deutschland gibt Einblick in das einprägsame Werk der deutsch-französischen Künstlerin. Achaintre überführt tradierte Techniken wie Tapisserie, Keramik und Aquarell in die Gegenwart und erkundet dabei die Grenzen zwischen Abstraktion und Gegenständlichem. Ihre Keramiken, Aquarelle und imposanten großformatigen Wandteppiche sind Einladungen an das freie Spiel der Vorstellungskraft und lassen wundersame, animalisch wirkende Figuren und maskenhafte Formationen in Erscheinung treten. Achaintres Inspirationsquellen sind Bilder aus der Hoch- und Popkultur, die in ihren Werken ein Eigenleben entwickeln. Neben kunsthistorischen Bezugspunkten u. a. zum deutschen Expressionismus, ›Primitivismus‹ und zur Artsand-Crafts-Bewegung ist das Horror-, Heavy Metal- und Science-Fiction-Genre für sie ebenso von Bedeutung wie der subversive Geist mitteleuropäischer Karnevals- und Faschingsgebräuche. Ihre kraftvollen Tapisserien entwickelt Achaintre mit der Technik des Tuftens, bei der einzelne Wollfäden mit Hilfe einer Druckpistole von hinten durch die Leinwand geschossen werden. Sie wirken wie geheimnisvolle Relikte einer unbekannten Kultur und entfalten sowohl eine starke physische wie auch sinnliche Präsenz.
Max Ernst (1891–1976) gehört zu den großen Formverwandlern und geistigen Erneuerern in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Zeitlebens war sein Werk von intellektueller Neugier, Experimentierfreude und Erfindungsreichtum geprägt. Als früher Protagonist des Dadaismus, Pionier des Surrealismus und fortwährender Erfinder neuer künstlerischer Techniken schuf er ein einzigartiges Œuvre, das sich auf dem »Grenzgebiet zwischen Innen- und Außenwelt« bewegt. Seine Bildwelten sind Schöpfungen einer grenzenlos scheinenden, dabei sehr präzisen Fantasie, die er durch die Erkundung experimenteller Techniken stimulierte. In einer wohlkalkulierten Balance von Zufall und Steuerung dienten Techniken wie u. a. die Frottage (Durchreibeverfahren), Grattage (Abkratzverfahren) oder Décalcomanie (Abklatschtechnik) der Erkundung des Unbewussten und Fantastischem. Nicht nur anhand von Blättern der berühmten Frottagen mit dem Titel »Histoire Naturelle« vermittelt die Ausstellung einen Eindruck von Max Ernsts Experimentierlust und visionärem Ausdruckswillen, sondern ebenso durch intime Gemälde, Aquarelle, Grafiken und plastische Arbeiten. Die Ausstellung speist sich primär aus Werken des Kunstmuseums Bonn, an erster Stelle aus der Sammlung Wilfried und Gisela Fitting des Kunstmuseums. Mit über 50 Arbeiten schlägt die Werkschau einen Bogen von den Anfängen bis zum Spätwerk, setzt einen Schwerpunkt bei den 1920er- und 1950er-Jahren und lädt die Besucher ein, in die fantasievollen Bildwelten von Max Ernst einzutauchen.
Ausstellung 20.November 2021 - 20.Februar 2022. Kunstmuseum Ravensburg, Burgstr. 9 - 88212 Ravensburg (Deutschland). T.: +49 751 82810. Öffnungszeiten : Di 14-18 Uhr - Mi bis So 11-18 Uhr - Do 11-19 Uhr - montags geschlossen, außer feiertags